Wie bist du eigentlich als gelernter Textilkaufmann auf das Bioschwein gekommen?
Meine Frau und ich haben in den frühen 1990er Jahren einen gekauften landwirtschaftlichen Betrieb mit 20 Hektar im unteren Mühlviertel bewirtschaftet, dort haben wir dann auch als Familie mit unseren drei Kindern gelebt. Anfangs waren wir noch konventionell, wir hatten keinen Maschinenpark und haben die Arbeit, wo ein Traktor notwendig war, von anderen Bauern machen lassen. Und da hab ich dann ein besonderes Erlebnis gehabt: Als ein Landwirt, der für uns die Felder bestellt hat, beim Unkrautspritzen über unseren Hausbrunnen gefahren ist, hab ich plötzlich erkannt, dass wir das daraus gewonnene Wasser sicher nicht trinken wollen. Daraufhin haben wir uns entschieden, auf Bio umzusteigen, das war für uns wie eine Initialzündung.
Wie ging es dann weiter?
Ich wollte schon immer Selbstversorger sein, weil ich von klein auf gewohnt war, dass man das meiste, was man zum Leben braucht, selber daheim produziert. Meine Frau und ich wollten einfach wissen, von wo unser Essen herkommt.
Wir haben uns damals für die Mutterkuhhaltung entschieden. Ich hab es immer genossen, den Tieren zuzuschauen, wie sie sich Sommer wie Winter draußen aufhalten und sich immer frei entscheiden dürfen, ob sie in den Stall hineingehen oder nicht.
Mit der Zeit hab ich mit der Direktvermarktung begonnen, indem ich meine Eisenbahner-Kollegen – ich war damals bei der ÖBB am Linzer Verschiebebahnhof beschäftigt – mit guten Sachen von meinem Hof versorgt habe. Insofern konnte ich da mein unternehmerisches Denken schon bald entwickeln.
Von Bio-Bauern im Umkreis hab ich dann Erdäpfel, Milchprodukte und Anderes gekauft und ganz schnell weiterverkauft. Die Nachfrage war damals schon da! Somit hab ich die Firma Biowichtl gegründet und Hauszustellungen gemacht. Ich war einer der ersten, die einen Katalog gehabt haben mit Käse, Getreide, Gemüse, Schnaps, eigentlich allem Möglichen. Insgesamt waren es um die 800 Artikel. Das war 1995 mein erster Schritt in die Selbstständigkeit.
Dann haben wir auf meinem Hof eine Kühl- und Schlachtanlage gebaut und betrieben. Mit der Zeit habe ich mich dann auch entschlossen, ein Kühlauto zu kaufen um auch nach Wien zu liefern. Dort habe ich dann im Oktober 2000 eine kleine Fleischerei am Sonnbergplatz gekauft und daraus Wiens einziges 100 % Biofleischgeschäft gemacht. Von daher kommt eigentlich der Name „Sonnberg Biofleisch”.
In Wien wurde damals ein Bio-Supermarkt mit einigen Filialen konzipiert. Ich wurde gefragt, ob ich dort Shop-in-Shop-Partner sein möchte. Und dann ist natürlich bei mir im Hof alles viel zu klein geworden.
Also bist du seit 1995 selbstständig. Aber wie ist es zur heutigen Firma Sonnberg Biofleisch gekommen?
2004 bin ich dann mit der Firma Fürst in Unterweissenbach zusammengegangen, die dort ein Hotel mit eigener Fleischerei gehabt haben. Der Juniorchef Fürst hat sich vermehrt ums Hotel gekümmert und ich um die Fleischerei, der Seniorchef hat mich dort auch mit seinem Know-How unterstützt.
Nun sind wir Österreichs größter 100 % Bio-Schlacht- und Zerlegebetrieb für Tiere aus Bio-Haltung. Wir schlachten, zerlegen und verarbeiten pro Woche durchschnittlich 120 bis 150 Rinder und Kälber und um die 400 Schweine sowie Schafe und Ziegen.
Was meinst du mit „Mut zur Transparenz – aus Überzeugung“?
Transparenz ist uns einfach ein wichtiges Anliegen!
Bei uns haben nicht nur unsere MitarbeiterInnen den Überblick, welche Tiere geschlachtet, wie sie weiterverarbeitet und schließlich vermarktet werden, sondern auch die KonsumentInnen. Jeden Donnerstag können BesucherInnen diese Arbeitsschritte durch eine Glaswand beobachten. Die meisten trauen sich nicht nur bei der Wurstproduktion zuzusehen, sondern beobachten auch durch eine Glaswand, wie ein Tier getötet und anschließend verarbeitet wird.
Jeder Arbeitsschritt wird digital erfasst und dokumentiert. Mit diesem System werden Rinder und Kälber „Einzeltier-genau“ und Schweine „Biohof-genau“ zerlegt. Es geht sogar noch mehr: Wir wissen zu jedem Zeitpunkt, welches Gewürz, welches Fleisch von welchem Tier und welchem Biohof in unseren Wurst- und Schinkenspezialitäten enthalten ist!
Was kannst du bei deinen Gästen, die die Schlachtung beobachten, feststellen?
Bei vielen steigt das Bewusstwein für die Herkunft und Tierwohl sowie das Verständnis für einen fairen Preis.
Was meinst du damit?
Preisdruck und ungleiche Wettbewerbsbedingungen sind derzeit die beiden größten Hindernisse für mehr Transparenz, für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Rücksicht auf das Tierwohl.
Hier kommen Sie zur Homepage des Schlachthofs.
In diesem Podcast “BauerToThePeople” wurde Manfred Huber interviewt.
In diesem Video erzählt Manfred Huber über die Entstehungsgeschichte des Schlachthofs von “Sonnberg” im Mühlviertel: