Mastschweine mit Nabelbruch verladen?

Leider kommen bei einem bis fast sieben Prozent aller Schweine – hier schwanken die Angaben je nach Literatur – Nabelbrüche vor. Brüche entstehen, wenn Eingeweide durch eine Bindegewebsschwäche des inneren Leistenrings oder des Nabels nach außen treten. Die Ursachen dafür sind vielfältig: Neben genetischen Faktoren sind Nabelentzündungen nach der Geburt oder mangelnde Hygiene rund um die Geburt einer von mehreren Gründen.

Wie oft kommen Nabel- und Leisten-/Hodenbrüche bei Schweinen vor?

Nabelbrüche treten in kommerziellen Beständen je nach Studie und Definition zwischen ~0,4 % und 6,7 % vor, in einzelnen Herden bis >13 %, Leisten- und Hodenbrüche liegen meist etwa bei 1,7-6,7 % je nach Rasse oder Linie (siehe Tabelle).

Häufigkeitsbereiche & Ursachen (Kurztabelle erstellt mit Hilfe von ChatGPT)

Häufigkeit Ursachen Quellen
Nabelbrüche 0,4-6,7 % (bis ~13,6%) Genetik, Entzündung des Nabelstumpfs, Geburtsmanagement Hansen 2024, Searcy-Bernal 1994
Leisten-/Hodenbrüche 1,7-6,7 % Polygenetische Veranlagung, Zuchtproblem Lago 2018, Nowacka-Woszuk 2021
Kohortenbeispiel Nabelbrüche 1,5 % (44/2.958) Searcy-Bernal 1994
Inner-Herd-Variabilität Nabelbrüche 0,8-13,6 % Hansen 2024

Was tun bei Nabelbrüchen?

Nabelbrüche heilen nicht von alleine und werden bei Schweinen aus wirtschaftlichen Gründen auch nicht operiert. Sie werden im Verlauf des Wachstums vom Ferkel bis zum Mastschwein immer größer und können sich im schlimmsten Fall entzünden und/oder aus Schürfwunden zu bluten beginnen. In sauberen, gut eingestreuten Bioställen können Schweine mit Nabelbrüchen aber auch ohne Probleme bis zur Schlachtung gemästet werden. Gute Ferkelerzeugerinnen behalten sich solche Ferkel oft selbst, und erfolgreiche Mäster belassen Mastschweine in ihrer gewohnten (Klein)Gruppe.

Spätestens wenn die Brüche so groß sind, dass Schmerzen und/oder Wunden auftreten, oder wenn es zu Belästigungen durch andere Schweine kommt, sind betroffene Tiere von den anderen zu trennen und die Wunden/Entzündungen müssen behandelt werden. Für solche Fälle sind Absonderungsbereiche bzw. Krankenbuchten auf jedem Betrieb unbedingt notwendig!

Transportfähig oder nicht?

Ob Mastschweine mit mehr oder weniger großen Nabelbrüchen zu einem Schlachthof transportiert und dort geschlachtet werden würfen, oder ob sie am Betrieb verbleiben und dort geschlachtet werden, ist manchmal schwierig zu beurteilen. Einzelne Transporteure weigern sich mittlerweile, betroffene Tiere mitzunehmen, da sie selbst beim Abladen der Tiere am Schlachthof belangt werden können. Es erfolgte auch schon eine Anzeige von einem/einer Beschau-Tierarzt/ärztin an einen Biomäster, der ein aus dem Nabelbruch blutendes Schwein geliefert haben soll. Hier wäre es gut gewesen, eine Bestätigung der Transportfähigkeit schon von Vorhinein vorzulegen.

Als Entscheidungshilfe, ob Schweine transportfähig sind oder nicht, hat eine Expertengruppe eine Praxis-Broschüre erstellt. Hier in unserem Download-Bereich findest du ein Infoblatt dazu mit Fotos von Schweine zur raschen Einschätzung der „Transportfähigkeit bei Nabel- und Leistenbrüchen“.

Schweine, die zum Beispiel aufgrund ihrer Verletzungen nicht mehr geheilt werden können und damit sicher nicht mehr transportfähig werden, sollten möglichst rasch am Betrieb geschlachtet oder notgetötet werden. Solltest du dir nicht sicher sein, ob du ein bestimmtes Schwein zum Schlachthof liefern darfst, frage dazu deine/n Betreuungstierarzt/ärztin und lass dir die Transportfähigkeit schriftlich bestätigen. Gib uns bei der Anmeldung Bescheid, dass ein Schwein mit Nabelbruch dabei sein wird, und vermerke es auf dem Lieferschein! Der Transporteur sollte es dann in einen Extrabereich verladen.

Verwendete wissenschaftliche Literatur:
Hansen ML et al. (2024). Umbilical outpouchings in Danish piglets. Porcine Health Management.
Searcy-Bernal R et al. (1994). Umbilical hernias in commercial swine. JAVMA.
Lago LV et al. (2018). Genetic regions associated with scrotal hernia in pigs.
Nowacka-Woszuk J (2021). Genetic background of hernias in pigs. (Review).

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